Unternehmen in der Krise SanInsFoG bietet Restrukturierung zusätzliche Chancen

Der Begriff „Vor-Insolvenz“ oder „vor-insolvenzliche Restrukturierung“ hat einen schlechten Klang – zumindest bei denjenigen, die sich nicht wirklich gut auskennen. Leider wenden sich viele Geschäftsführer und Inhaber erst dann an externe Experten, wenn die Vorsilbe „Vor“ nicht mehr vertretbar und die Insolvenz eingetreten ist.

Ich wäre froh, möglichst viele Firmen in der Phase der Vor-Insolvenz betreuen zu dürfen. Und es gibt Grund zur Hoffnung: Gesetzliche Voraussetzungen für die sogenannte „Präventive Restrukturierung“, wie es sie in Großbritannien schon seit längerer Zeit gibt, will nun auch die Bundesregierung schaffen.

In Deutschland – wie sollte es auch anders ein – wird die Bezeichnung der Regelung aber nicht weniger als 38 Buchstaben haben: Sanierungsrechtsfortentwicklungsgesetz. Auch das Kürzel liest sich etwas sperrig: SanInsFoG. Das Gesetz soll als Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen ausgestaltet sein und, so die Planung, ab dem 1. Januar 2021 in Kraft treten.

Ein großer Vorteil des neuen Gesetzes: Auch ohne ein formales Insolvenzverfahren ist zur Durchsetzung eines Restrukturierungsplanes künftig nicht mehr die Zustimmung aller Gläubiger erforderlich. Dies eröffnet betroffenen Unternehmen neue Möglichkeiten, die Insolvenz zu vermeiden und sich zukunftsfähig aufzustellen.

Schon heute kann Unternehmen der Neustart gelingen

Aber mittelständische Unternehmen in Schieflage können auch schon vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes wichtige Schritte aus der Krise heraus machen und die Basis für nachhaltiges Wachstum legen. Noch immer sind Finanzierungen verfügbar, Banken sind (noch) gesprächsbereit, wenn schlüssige Konzepte vorgelegt werden. Gleichzeitig stehen Unternehmern viele Instrumente, wie beispielsweise Kurzarbeit, zur Verfügung.

Doch die Zeit drängt: So leiden Kreditinstitute zunehmend unter Kreditausfällen, deren Gesprächsbereitschaft nimmt langsam ab. Nur wirklich durchdachte und zukunftsfähige Geschäftspläne erreichen den Verhandlungstisch, wenn es um Finanzierungen geht. Voraussetzung hierfür sind intensive Vorbereitungen auf Seiten des Unternehmers. Die ersten Fragen: Wie viel Geld ist tatsächlich noch verfügbar? Wie viel Zeit bleibt meinem Unternehmen noch? Was trivial klingt, ist es nicht. Viele mittelständische Unternehmen können diese Fragen nicht beantworten.

Wie viel Zeit bleibt noch für Unternehmen in der Krise?

Hier setzt die vor-insolvenzliche Restrukturierungsberatung an. Eine einfache Liquiditätsplanung gibt einen ersten Überblick. Häufig stellt sich dabei heraus, dass der für Handlungen verfügbare Zeitraum nur noch einige Monate umfasst. Um zusätzliche Zeit für eine nachhaltige Planung zu gewinnen, können Unternehmer verschiedene Instrumente nutzen. Dazu zählen Stundungen bei Lieferanten, professionelle Gespräche mit säumigen Kunden, Kurzarbeit für die Belegschaft und Tilgungsaussetzungen bei den Banken.

Geschäftsplanung sollte parallel beginnen

Noch während der Unternehmer diese Gespräche aufnimmt, beginnen schon die Planungen der Zukunft. Ausgangspunkt ist eine Analyse der Schwachstellen. Oft sind nicht alle Produkte oder Dienstleistungen profitabel. Die Gründe hierfür können vielfältiger Natur sein: Mal ist die Konkurrenz einfach billiger, mal bestehen interne Probleme. Oder sind wichtige Abnehmer einzelner Produkte weggebrochen? Entsprechend unterschiedlich sind die Strategien, die daraus entwickelt werden müssen: Das Portfolio muss neu gewichtet werden, ineffiziente Prozesse werden umgestaltet oder die Organisation benötigt eine neue Struktur.

Voraussetzung für erfolgreiche Verhandlungen mit Banken

Weitere Schlüsselfragen liegen auf der Hand: Können neue Märkte angegangen werden? Welche Kunden benötigen welche Produkte? Nun beginnt die Planung. Erst danach redet man mit den Banken oder anderen Finanzquellen. Die Chance ist groß, dass der Unternehmer Gehör findet und die Verhandlungen letztendlich zu einem erfolgreichen Abschluss kommen.

Nächste Woche geht es weiter mit meinen Beiträgen, wie mittelständische Unternehmen die Krise bewältigen können, dann unter anderem zur Frage, ob "Butter-und-Brot"-Geschäft und Innovationen im eigenen Unternehmen die richtige Balance haben. Bleiben Sie bis dahin gesund und wachsam – es geht schließlich um Ihr Unternehmen!

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