Restrukturierung Ohne Zahlen geht es nicht

Viele Inhaber mittelständischer Unternehmen ahnen meistens etwas von einer bevorstehenden Schieflage. Aber nur die wenigsten können dies anhand aussagekräftiger interner Reportings nachvollziehen. Meist verfügen Entscheider über die falschen Kennzahlen, oder zu viele Finanzinformationen versperren ihnen den Blick aufs Wesentliche – beides kann fatale Auswirkungen haben.

Die Erwartungshaltung lässt keine Fragen offen: Entscheidet sich ein Unternehmer für die externe Hilfe eines Restrukturierungsberaters, muss nicht nur die sofortige Rettung her, sondern zeitgleich auch der Plan für eine erfolgreiche Zukunft stehen. Punkt.

Schon zu Beginn des Projekts wird jedoch klar, dass eine erfolgreiche Restrukturierung nur dann gelingen kann, wenn die nötigen Informationen vorliegen. Sie ahnen es bereits: Auf die erste Frage, wie lange die finanziellen Reserven des Unternehmens noch ausreichen, folgt fast immer eine falsche Antwort. Der Grund liegt häufig in einem internen Berichtswesen, das traditionell gewachsen ist und über viele Jahre nicht an die zwangsläufigen Veränderungen der Unternehmenslage angepasst wurde.

Finanz-Kennzahlen sind nicht alles

Professionelle Restrukturierungsberater erarbeiten sich innerhalb weniger Tage einen guten Überblick über die Geschäftszahlen. Nach maximal zwei Wochen sind die wichtigsten Details sichtbar. Dazu bedarf es jedoch nicht nur der Systematisierung der Buchhaltung, sondern vor allem vieler Gespräche im Unternehmen, einschließlich der Mitarbeiter aus Vertrieb, Produktion und Entwicklung.

Auch Produkte und Prozesse sind messbar – nicht nur in der Krise

Ansatzpunkte für nachhaltige Verbesserungen finden sich häufig in den Bereichen „Produkte“ und „Prozesse“. Und auch hier gilt: Zahlen lügen nicht. Erreichen die eigenen Bestseller-Produkte den gewünschten Deckungsbeitrag? Wurden vom Vertrieb alle wesentlichen Kunden-Informationen bereitgestellt? Um wieviel Prozent sinkt die Marge, wenn Individualisierungswünsche der Kunden erst spät bei bereits laufender Produktion berücksichtigt werden müssen?

Ausgehend von den Ergebnissen dieser Analyse werden die ersten Maßnahmen eingeleitet. Dabei kann es zum Beispiel dazu kommen, dass Produkte, Projekte oder auch Kunden aus dem Portfolio entfernt werden müssen. Oft gelingt es aber auch, durch eine Veränderung der Prozesse die Profitabilität zu steigern. Wenn beispielsweise durch klare Vorgaben sichergestellt ist, dass der individuelle Kundenwunsch bereits vor Produktionsbeginn abgestimmt und in der Kalkulation berücksichtigt ist, wird sich die Rentabilität klar verbessern. Zusammengenommen sollten die Maßnahmen genügend zusätzliche Mittel generieren, um das Unternehmen langfristig zukunftssicher aufstellen zu können und das Management in die Lage versetzen, neue Produkte, gar neue Geschäftsmodelle entwickeln zu können.

Geschwindigkeit ist in der Restrukturierung Trumpf

Es gibt kaum eine Restrukturierung, in deren Verlauf nur an einer einzigen Stellschraube gedreht werden muss. Vielmehr sind immer unterschiedliche Aufgaben in unterschiedlichen Bereichen zu bewältigen. Die Vorgehensweise erfolgt nie nach dem berühmten Schema F. Dennoch gibt es eine große Gemeinsamkeit: Geschwindigkeit ist Trumpf.

Zumeist lässt es die finanzielle Situation des Unternehmens überhaupt nicht zu, lange über mögliche Alternativen zu diskutieren und unterschiedliche Projektansätze auszuprobieren. Der Unternehmer muss in dieser Situation bereit sein, Dinge anzupacken – und damit seiner Berufsbezeichnung vollauf gerecht werden. Und wie so oft im Leben gilt auch dann: Irgendeinen „Tod“ muss man immer sterben. Und irgendwann muss man auch mal „Nein“ sagen. Dies erfordert die zweite große Gemeinsamkeit aller Restrukturierungsprojekte: unternehmerischen Mut.

Mutige Entscheidungen nicht allein aus dem Bauch heraus treffen

Wichtig ist dabei, mutige Entscheidungen nie allein aus dem Bauch heraus zu treffen. Das Gefühl ist im Geschäftsleben nur in den seltensten Fällen ein guter Ratgeber. Viel besser sind mutige Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten – untermauert mit den richtigen Zahlen.

Zahlen sind es übrigens auch, die in allen Phasen der Restrukturierung und auch danach unbestechlich Auskunft darüber geben, ob die eingeleiteten Rettungsmaßnahmen zu den gewünschten Effekten geführt haben. Sie sehen: Ohne Zahlen geht es nicht.

Bis nächste Woche. Bleiben Sie gesund und wachsam – es geht schließlich um Ihr Unternehmen!

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