Automobilbranche in der Krise Beteiligungsfonds soll Butter und Brot für Innovationen sichern
Teile meiner heutigen Überschrift kommen Ihnen bekannt vor? Richtig, vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle beschrieben, warum Unternehmen die Erträge aus dem aktuellen Portfolio nutzen sollten, um Innovationen zu finanzieren. Nun erhält das Thema mit einem Beteiligungsfonds für viele Zulieferer aus der Automobilbranche eine neue Dimension.
„Wir machen ein auslaufendes Geschäft attraktiv“ sagte vor wenigen Tagen Frank Weise, früher Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gemeinsam mit Experten, der Gewerkschaft IG Metall und Investoren stellt er derzeit den Beteiligungsfonds „Best Owner Group“, kurz BOG, auf die Beine.
Finanzspritze für Automobil-Zulieferer
Der Fonds soll deutschen Automobil-Zulieferern dabei helfen, die auslaufenden Geschäftsfelder rund um Verbrennungsmotoren erfolgreich fortzusetzen und sich gleichzeitig auf den Strukturwandel vorzubereiten. Gelingen soll dies durch Übernahmen von Unternehmen mit 1.000 bis 2.000 Beschäftigten und Hilfestellungen zur Steigerung der Effizienz, unter anderem mit Vereinheitlichungsstrategien der Produktpalette. Die angestrebte Ebitda-Marge von sieben bis neun Prozent sollen die Unternehmen dazu nutzen, den Strukturwandel der Branche hin zur E-Mobilität auch finanziell zu bewältigen.
Gelingt das Vorhaben, wäre dies sicherlich ein großer Schritt für zahlreiche Unternehmen. Die Kernfrage stellt sich jedoch auch kleineren Unternehmen der Automobilbranche, die mit weniger als 1.000 Beschäftigten durch das Raster des Fonds fallen, sowie Unternehmen aus allen anderen Branchen. Es geht um eine ständige Anforderung, die nichts mit der aktuellen Corona-Krise zu tun hat, aber alle Unternehmen krisenfest macht: Aktuelle Produkte möglichst effizient und effektiv an den Markt bringen, um finanziellen Spielraum für Innovationen zu sichern.
Innovationen benötigen Investitionen
Erfolgversprechend ist dabei nicht nur die Überprüfung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich der Produkte, sondern auch der prüfende Blick in die eigene Organisation. Eine häufig vergessene Übung ist es zum Beispiel, Prozesse kontinuierlich zu hinterfragen. Sie sind ein wichtiger Faktor wenn es darum geht, Effizienzvorteile zu heben. Das Beispiel Automobil-Zulieferindustrie macht es deutlich: Unternehmen müssen kontinuierlich darauf achten, mit den Erlösen aus dem sogenannten „Butter-und-Brot“-Geschäft eigene Innovationen vorantreiben zu können.
Dabei sollten sich beide Bereiche die Waage halten. Wer den Blick nur noch in die Zukunft richtet versäumt es, mit dem Bewährten dauerhaft die erforderlichen Erträge zu erwirtschaften. Ein weiterer Klassiker ist diese Aussage: „Das aktuelle Geschäft läuft doch hervorragend, ich brauche nichts Neues.“ Auch ohne grundlegenden Strukturwandel wie in der Automobilindustrie hat solch eine falsche Annahme schon viele Unternehmen in die Insolvenz getrieben.
Es muss nicht immer "the next big thing" sein
Misslich wird es zudem, wenn ein Unternehmen zwischen beiden Welten gefangen ist und weder das Bewährte noch das Zukünftige mit dem nötigen Engagement vorantreibt. Die Margen aus dem Butter-und-Brot-Geschäft“ schwinden, wodurch die Budgets für Forschung und Entwicklung stetig schrumpfen. Unter „Innovationen“ verstehe ich übrigens nicht nur neue Produkte, sondern dazu gehören auch neue Ideen zur Strategie, Fertigung, zur Steigerung der Mitarbeiter-Attraktivität etc.
Die richtigen Fragen führen meist zum Erfolg
Aber wie findet ein Unternehmen das richtige Verhältnis zwischen Bewahren und nach vorne gehen? Wichtig ist es, die richtigen Fragen zu stellen: Wieviel investiere ich in Neues, bzw. wie viel kann ich in Neues investieren? Wie gehe ich grundsätzlich mit dem Thema Innovationen um? Verfüge ich beispielsweise über ein professionelles Tracking der Projekte? Wie ist die monetäre Perspektive? Welche Entscheidungsprozesse stehen dahinter? Habe ich die richtigen Projekt-Meilensteine formuliert? Und welche Auswirkungen haben die Neuerungen auf das künftige Qualifizierungsniveau meiner Mitarbeiter?
Wenn das nötige Zahlenwerk vorhanden ist und richtig interpretiert wird, dann hat das Unternehmen wichtige Indikatoren für die Antworten. Dabei geht es immer um das kalkulierbare Risiko. Allen Unternehmern ist das klar – aber leider geht kaum jemand so vor.
Bis nächste Woche. Bleiben Sie bis dahin gesund und wachsam – es geht schließlich um Ihr Unternehmen!